Sommerlager 2021 Lindauer Hütte und Obere Sporaalpe

17.-25.7.2021

 

TeilnehmerInnen: Diz, Anneliese, Gabi, Wolfi, Walter in der Hütte;

Hari, Elisabeth, Valentin, Theresa, Cilly, Simon, Brigitte, Markus, Christine, Babsi, Nina, Miren, Fiona, Stefan E., Tommi E., Erik, Stephan J. im Zelt.

Gäste: Rudl, Joe, Lukas, Wolfgang H., Max.

 

Wir wollten schon letztes Jahr hierher, hatten jedoch wegen des Coronaviruses abgesagt und tolle Tagestouren von Innsbruck aus gemacht. Heuer sind alle entweder geimpft oder genesen, und zusätzlich haben wir eine tatsächlich sehr wirksame Medikation für den Anlassfall dabei, sodass wir uns davon nicht mehr abhalten lassen.

 

Anreise am 17.7. SA

Mein Onkel Sepp fährt mit mir mit dem am Vortag beladenen Laster in ca. 2.5 h ohne Stau bis Latschau. Achtung auf verschiedene Radarfallen – dennoch überholt uns bei Klösterle ein Fernlaster, dem 80 km/h nicht genug sind. Es regnet ordentlich vor sich hin, hört aber pünktlich zu unserer Ankunft auf !

In Latschau beim Stausee beim ersten Platz links nach dem Wartehäuschen laden wir das Gepäck um auf den Traktoranhänger von Christoph. Einige bevorzugen es, am Gepäck oben am Anhänger zu sitzen. Anneliese, Diz, Gabi und Wolfi fahren mit der Golmbahn hinauf und gehen 1.5 h hinüber zur Hütte mit etwas Auf- und Ab. Der Rest fährt mit Christine und Cilly mit deren Geländewägen bis zur Alm (2 Fahrgenehmigungen). 4 Autos parken privat. Die Forststraße ist in gutem Zustand.

            Auch oben haben wir Glück, und es regnet nicht oder nur kaum. Rasch ist das Gepäck und die Ausrüstung abgeladen und nach 2 h stehen die 4 großen Zelte fix und fertig und das kleine von Brigitte. Zum Tempo beigetragen hat sicher die Strohlieferung bis zu den Zelten in der großen Schaufel des Traktors. Der Zeltplatz ist eben und überschwemmungssicher, eben professionell ausgesucht. Als äußerst wichtig erweist sich eine Abzäunung rundherum, die Kühe würden sonst gierig zwischen den Zelten grasen und alles zusch… Bereits vorhandene Kuatoaschen werden mit der Schaufel entfernt und der Rest mit Stroh abgedeckt, was sich als sehr effektiv erweist.

            Die KV und die Apothekenkisten dürfen wir in der Alm lagern, NCT im Kühlschrank, alles in einer Seitenhütte. Sehr praktisch. Melanie organisiert das alles, was wir mit Markus von der Almwirtschaft ausgemacht hatten.

            Inzwischen waschelt es wieder, nur ist es nicht mehr tragisch. Wir sitzen in der Hütte und organisieren dort alles mit Manfred und Silvia, den Pächtern und ihrem Team. Es gibt eine Scheckkarte für jeden zum Aufbuchen der Speisen und Getränke, welche täglich abends bezahlt werden. Sehr praktisch für mich als Lagerleiter, weil ich das nicht alles einkassieren muss. Am Wochenende ist die Hütte voll trotz Schlechtwetter, aber es ist dennoch Platz in den Wasch- und Duschräumen. Nur mit den Hüttenpatschen gibt es Probleme, weil unklar ist, welche wem gehören oder nicht. Gewisse Urlauber bringt das fast zum Dekompensieren.

 

18.7. SO

Das Wetter ist noch wolkenverhangen mit Nieselregen, Regenpausen und dann wieder etwas mehr Regen. Dennoch wagt sich eine Gruppe (Simon, Cilly, Hari, Fiona, Valentin, Miren, Erik) auf die Geißspitze 2334m, die sie ohne Steigeisen bezwingen trotz eines unheimlichen Lettens am Steig. Fiona macht das ganz raffiniert und geht in Jägerinnenstiefeln. Dennoch hatte sie einen Sitzer. Eine zweite Gruppe bevorzugt den flacheren Steig zum Öfapass 2291m (Babsi, Christine, Gabi, Wolfi, Brigitte, Markus). Weit oben wird es auch hier steil im Letten, sodass wir kurz vor dem Pass umkehren.

            Abends kommen wir in den Genuss einer Führung im Alpengarten neben der Hütte und erfahren interessante Dinge über Baumbart (= Algen und Pilze), Flexibilität der Erlen, Giftigkeit von Eisenhut und Parasitismus von Teufelszwirn. Schwarze Witwen haben im Mittelalter die Wäsche ihrer ungeliebten Männer in Eisenhut-getränktem Wasser gewaschen, was sie mit der Zeit um die Ecke gebracht hat.

            Ab morgen ist Schönwetter angesagt, sodass ich gleich den höchsten Gipfel der Region, die Schesaplana 2965m (gleich hoch wie die Zugspitze), anpeile, weil es noch nicht so heiß werden sollte und am ersten Tag meistens die Sicht gut ist. Laut Karte über den Rätikon Höhenweg auf Schweizer Seite rechne ich mit ca. 1400 Hm und 5 h zum Gipfel. Entfernung zum Berg ca. 10 km. Ordentlich, aber einige begleiten mich (Brigitte, Fiona, Elisabeth, Stefan E., Erik, Wolfi).

 

19.7. MO

Die Schesaplana-Gruppe steht früh auf, um das Frühstück um 7h zu kriegen und dann abzuhauen (so ca. um 8h). Das Wetter passt tatsächlich, und nach 1.5 h stehen wir am Öfapass und sehen unseren Gipfel, der noch weit weg ist. 15 min hinab zu Zollhütte und Schweizer Tor, wo es steil bergab geht, z.T. mit Drahtseilen und einer Leiter. Gewaltig ist die glatte Riesenwand auf die Drusenfluh, etwas für Extremkletterer. Unten wird’s nochmals steil mit Drahtseilen und einem Schottersteig bis zu einer hervorragenden Quelle, wo wir uns laben. Quellen sind interessanterweise auf der Südseite haufenweise vorhanden auf der langen, aber sehr schönen Querung zur Hütte Golrosa 2128m (Murmeltiere, Bäche, Blumen, Raupen, 1 Wohnwagen und 1 Radfahrer gesichtet). Wir sind sicher schon 3h unterwegs, als wir in Golrosa beim Brunnen ankommen und rasten und lesen, dass es noch 3h auf die Schesaplana sind über den Gamsluggen, den wir bereits sehen. Brigitte hat bereits einige Wanderer in der Route erspäht, was wir mit dem Fernglas verifizieren. Trotz des noch recht weiten Weges bleiben alle motiviert, und Elisabeth geht jetzt voraus und zieht das Tempo an, sodass wir nach 1h den Gamsluggen überwunden haben.

            Weiter geht’s über eine typische Karstlandschaft ganz ähnlich wie z.B. bei der Leutascher Dreitorspitze. Schließlich kommt die Lücke, die zum oberen Teil führt, doch näher. Dort wird es steil, aber jetzt hält uns nichts mehr ab, und schön langsam und gleichmäßig umgehen wir am Steig das obere Schneefeld, bewältigen eine leichte Kletterei in schrägen Rissen, queren das steile Schneefeld und genießen schon die letzten flacheren Meter zum Kreuz der Schesaplana 2965m, des höchsten Gipfels des Rätikon. Gewaltig, was wir für eine Strecke gemacht haben ! Aufgekommene Haufenwolken verdecken leider die Fernsicht, aber es ist toll oben, und wir freuen uns über den Erfolg. 

            Im Wissen, dass wir noch einen langen Weg zurück haben, können wir nicht allzu lange rasten. Elisabeth und ich nehmen selbstverständlich das obere Schneefeld gleich einmal als Abstiegshilfe, und etwas weiter unten gelangen wir über weitere Schneefelder zügig und schonend zur Totalphütte. Ein Radler dort ist zeitlich leider nicht drin. Da der Weg im Süden länger war als vermutet, entscheiden wir uns für den Rückweg über den Lünersee und das Verajoch, was auch nicht länger sein sollte. Zum See ist es nicht allzu weit. Nach einer Erfrischung am Bach queren wir ihn zur Lünerseealpe, wo nette Zicklein weilen. Wolfi hat auf Automatik geschaltet und ist schon voraus, wobei auch wir nicht gerade langsam auf das Verajoch gehen, angeführt von Brigitte und Erik. Nach ca. 3.5 h vom Gipfel stehen wir wieder am Öfapass, schon müde, aber glücklich in der Abendsonne. Erik macht sogar Selfies mit einem Schaf. Jetzt geht es nur noch bergab, und den obersten steilen Teil bewältigen wir vorbildlich über ein Schneefeld. Schließlich schaffen wir es noch rechtzeitig, nach 20h auf der Hütte eine Gulaschsuppe und Ofenkartoffel zu kriegen, von welchen uns Fiona noch etwas abgibt. Noch ein guter Kuchen, dann sind die Batterien wieder halbwegs gefüllt.

Übrigens, die Uhr von Brigitte hat unseren Track aufgezeichnet: 27 km Wegstrecke und 2208 Höhenmeter ! Das nennt man Unterschied zwischen Theorie (siehe oben) und Praxis.

 

Schlafprobleme hat glaube ich niemand von uns gehabt in dieser Nacht. Obwohl Stephan J. in unserem Zelt nachgekommen ist und es dadurch deutlich lebhafter geworden ist, v.a. durch winzige Unstimmigkeiten mit seinem Nachbarn Cilly, während Simon und ich von den Randplätzen her beruhigend einzuwirken versuchen.

 

Weitere erfolgreiche und schöne Touren an diesem Tag waren rund um den Drusenstock – Drusentor, Rätikon Höhenweg, Schweizer Tor, Öfapass – mit Miren, Tommi, Nina, Valentin, Theresa, Hari und auch Diz, Anneliese, Babsi

und Großer und Mittlerer Drusenturm (2830 und 2782m) – Cilly, Simon, Gabi, Christine.

Alle sind begeistert. Man erzählt, dass es am Weg zu den Drusentürmen eine Stelle mit U-Haken gibt, mit großem Abstand und luftig, aber professionell bezwungen – jawohl, auch von Gabi und Christine.

 

20.7. DI

Bei dem Schönwetter war an Rasten nicht zu denken, und so gab es wieder 4 Tourenkameradschaften (TK’s):

Anneliese, Diz, Babsi, Wolfi, Gabi eroberten die Geißspitze. Der Letten war abgetrocknet und das Blumenmeer mit seiner Artenvielfalt überwältigend.

Hari und Stephan nahmen ein Seil und sonstige Kletterausrüstung mit und bewältigten locker die Seillänge im 4. Grad auf den Kleinen Drusenturm 2754m (rechte Rinne hinauf, linke herunter abgeseilt), um dann noch die anderen beiden Türme mitzunehmen.

 

Alle anderen (inkl alle Kinder !: Theresa, Tommi, Valentin) entschieden sich für den Klettersteig Gauenblickhöhle, wobei Christine, Simon und Cilly voraus eilten und noch die Sulzfluh 2817m einkassierten.

Mit der Schesaplana in den Beinen ging es gemütlich im unteren, steilen Teil mit einigen Steinstufen zur Sache, bis der Einstieg nach ca. 2h erreicht war. Fiona hat dort sehenswert richtig liegend gerastet. In gutem Fels mit einem kurzen senkrechten Aufschwung geht es anregend hinauf bis zur großen Höhle mit Schattenrissfotoplatz beim Eingang. Die Stirnlampe ist unbedingt nötig. Anfangs sehr breit und geräumig zieht es hinauf. Eine kleine Seitenhöhle links würde nur Höhlenforscher zum Hineinkriechen animieren, eine breite Höhle in den Abgrund – gut abgesperrt und von Forschern mit Meßgeräten untersucht – folgt rechts.

Dann wird es niedriger (Achtung auf den Kopf !) und schmäler und geht abwärts bis zum Ausgang. Beeindruckend ! Eine steile, kurze Querung folgt zu einem senkrechten, ausgesetzten Aufschwung, und über einige solche Aufschwünge führt der Steig noch recht lange Zeit weiter bis zum schrägen Karstplateau oberhalb der Wand. Alle schaffen den Steig in voller Länge und benötigen nicht den Notausstieg bald nach der Höhle. Vor allem für Tommi und Theresa eine Herausforderung, während Valentin nur so sprudelt vor Energie.

            Fiona und ich bevorzugen den ca. 0.5-1h längeren, aber flacheren Abstieg über die Tilisuna Hütte, während alle anderen durch den Rachen talwärts gehen. Die Tilisunagegend ist wunderschön inklusive See, und man sieht permanent wenig scheue Murmeltiere. Wir queren oberhalb der Hütte zum Joch und gehen den Bilkengrat-Steig hinunter inmitten eines Blumenmeeres. In einer guten Stunde sind die Höhenmeter bei gedämpftem Tempo gelenkschonend überwunden. Noch eine gute halbe Stunde ist bis zur Hütte leicht ansteigend zu bewältigen. Abendessen redlich verdient.

Über unsere Damen erfrage ich, dass 2 Kellnerinnen Zwillinge sind. Ich bin ziemlich sicher, dass ich das die ganze Woche nicht mitbekommen hätte und sie für eine Person gehalten hätte (falls ich sie nicht einmal nebeneinander gesehen hätte). Typisch Mann.

 

21.7. MI

Heute machen Anneliese und Diz, Gabi und Wolfi den Klettersteig Gauenblickhöhle mit Abstieg über den Rachen. Anneliese hat nur ein bisschen geklagt über den steilen Abstieg unten, und die Leistung der beiden Senioren kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Tour schafft ein Großteil der Bevölkerung nicht.

            Miren, Tommi, Stefan und Babsi wandern zum herrlichen Tilisuna See und Hütte, während Hari mit Theresa und Valentin an den nahen Felsen klettert.

            Der Klettersteig auf die Drusenfluh 2827m durch die „Blodig-Rinne“ wird von Christine, Stephan, Cilly und Simon angegangen, obwohl es heißt, dort könnte noch zu viel Schnee in der Rinne liegen. Karl Blodig, geb. 1859 in Wien, seit 1885 als Augenarzt in Bregenz niedergelassen, erstieg als Erster alle Viertausender der Alpen. Noch im Alter von 73 Jahren unternahm er Solobegehungen auf die Grande Rocheuse und Aiguille du Jardin – Nummer 75 und 76 in seiner persönlichen 4000er-Sammlung. So steht es im großartigen Buch „Viertausender der Alpen“ und weiter „Er war ein leidenschaftlicher Bergsteiger und begeisterter Fürsprecher für die Schönheiten der Alpen – so formulierte Blodig seinen eigenen Grabspruch, bevor er 1956 im Alter von 97 Jahren verstarb.“

Die Tour hinauf über den C/D Klettersteig im Wechsel mit normalen Steigpassagen gefällt ihnen sehr gut und hat Rasse. Im unteren Teil der Rinne liegt ein Schneerutsch und eine Schneepyramide, die von ihnen „Haifisch“ getauft wird (siehe Fotos!). Sollte er abgehen, würde er am Abstiegsklettersteig wohl westlich vorbeirutschen. Christine erzählt noch von einer interessanten Stelle nicht weit unterhalb des Gipfels, wo ein Spreizschritt ohne Sicherungsseil zu bewältigen sei. Die TK war irre schnell, in 2.5 h am Gipfel !

 

Bleibt noch die Tour auf den Großen und Mittleren Drusenturm, die als ein Muss in dieser Woche von Fiona, Erik, Elisabeth, Brigitte, Nina und mir gemacht wird. Man folgt eine Stunde dem Steig zum Drusentor, bevor ein gut markierter Schottersteig abzweigt Richtung Türme, die gewaltig toll in den Himmel ragen, besonders aus der Nähe. Wir sind schon vorgewarnt über die Stelle mit den U-Haken mit großem Abstand. Ich führe Brigitte und Nina gleich rechts daran vorbei im einfacheren, ebenfalls markierten Gelände bis über die Felsstufe. Elisabeth kommt nach kurzer Zeit über die Diretissima daher, - für sie wie gewohnt eine Gaudi -während die anderen Beiden letztlich ebenfalls unseren Weg bevorzugen. Eine Geröllhalde führt uns schließlich unter den Sattel, auf den eine drahtseilgesicherte schöne, auch frei kletterbare Felsstufe führt. Der letzte Teil im gemischten Fels- und Schottergelände zum Gipfel des Großen Turmes ist nicht mehr lang. Die Aussicht ist herrlich und wird genossen ebenso wie die Rast. Die riesige, faszinierende Sporerplatte sehen wir jedoch erst vom Mittleren Turm, der in wenigen Minuten erreicht ist. Gemäß Theorie ist die Platte entstanden, indem ein riesiger Bergsturz erfolgte auf einer Gleitschicht, ähnlich einer Schneebrettlawine. Von der Drusenfluh aus hat man mit Sicht auf das Profil tatsächlich einen solchen Eindruck. Im Abstieg helfen wiederum Schneefelder.

            Heute besuchen uns untertags Rudl mit Joe und Lukas mit Gattin und Tochter. Die Meisten von uns sind leider zu lange auf Tour, um sie noch anzutreffen. Jedenfalls toll, dass sie gekommen sind !

            Vor der Hütte neben dem Alpengarten ist ein Stein hinter Glas präsentiert, auf dem

CZ 70 eingemeißelt ist. Das kann nur bedeuten, dass unsere Christine ihren 70. Geburtstag feiert. Also warten wir, bis sie zur Abendrunde herkommt und singen „Happy Birthday …..“

Sie kennt sich nicht aus, und wir zeigen auf den Stein. Darauf schaut sie noch verdutzter. Naja, OK, 70 ist sie noch lange nicht und sieht auch VIEL jünger aus – es sind die Initialen von Christian Zudrell, der die Drusenfluh 1870 erstbestiegen hat, am Gipfel hinterlassen als Beweis, ein steinernes Gipfelbuch!

 

 

 

22.7. DO

Miren geht mit Tommi und Erik noch in Richtung Geißspitze, bevor die Beiden abreisen müssen. Stephan und Hari räumen heute Klettersteige an der Sulzfluh ab, zunächst den Gauablick, dann steigen sie durch den Gemschtobel ab zur Südseite.

Wolfi Hilbe und Max besuchen uns heute und gehen mit Cilly und Simon übers Drusentor nach Süden zur Carschina-Hütte und Richtung Osten, wo sie südlich von der Sulzfluh wie geplant auf Hari und Stephan treffen. Cilly und Wolfi gehen am Steig weiter aufs Karstplateau der Sulzfluh und dann durch den Rachen hinunter. Satte Tour für Wolfi, der etwas weniger im Training ist als wir.

Simon und Max schließen sich den anderen Beiden an, und weiter wird geklettert über den südlichen Sulzfluh-Klettersteig (C-D). Nur der E-Klettersteig wird in Ruhe gelassen, so was bringt nicht viel, besonders an heißen Sommertagen. Sie nehmen ebenfalls den Rachen, und Max kürzt den unteren Teil mittels Gleitschirmflug ab. Das Ding wiegt angeblich nur 1 kg ! In 3 min ist er grinsend unten in der Nähe der Hütte.

Gabi und Wolfi erwandern die herrliche Rundtour um den Drusenstock über Drusentor, Rätischen Höhenweg, Schweizer Tor und Öfapass. Auch eine ausgiebige Sache.

Die schonendere Tour auf den Öfapass bzw. zum Teil noch weiter aufs Verajoch unternehmen der frisch angekommene Walter, Babsi, Christine, Nina und Brigitte.

Mir reicht das nicht ganz, und ich zweige ab zur bereits beschriebenen Blodig-Rinne und wiederhole die Tour der TK vom Vortag auf die Drusenfluh, allerdings in deutlich gemächlicherem Tempo. Über einem Bergsteiger, der schon um 9h wieder am Ausstieg ist, erblicke ich erstmals den Haifisch – beeindruckend. Gut, dass ich die Stöcke mitgenommen habe, bereits zum Einstieg führt ein Schotterhaufen und dann ein Schluff neben einem Schneefeld. Rassig und senkrecht zieht es hinauf mit tollen Tiefblicken (C – kurze Stellen D). Dann wird der Fels flacher, das Drahtseil endet bald und die Stöcke sind wieder gefragt. Das Tal wird schmäler und steiler, wieder unsympathischer Schotter – da sehe ich, dass ich schon 10m zu hoch bin und am nächsten Seil im Fels vorbeigelaufen bin. Schöner Klettersteig bis unter einen Sattel, wo eine Flanke rechts in Richtung oberen Teil führt, die ich hinauf großteils im Fels nehme, herunter besser im Schotter. Nach dieser Phase folgt wieder ein kurzer Klettersteig durch eine Rinne. Danach Gehgelände bis zu einer kleinen Scharte, wo nicht sofort klar ist, wie es weitergeht. Links führt eine Schotterrinne einige Meter abwärts, drüben aufwärts ist es unklar. Rechts sieht es gut kletterbar aus, was ich gleich probiere und dann weiter oben einen Steinmann sehe. Kurz darauf folgt ein Felsspalt, das muss die Stelle sein, die Tine erwähnt hat. 1 Meter über dem Boden des Spaltes schwinge ich mich auf die andere Seite und finde kleingriffigen Halt mit den Händen und habe die Höhe des Spaltes im kurzen 3er rasch erreicht. Hinunter klettert man wieder bis 1 m über den Boden und dreht sich dann um auf den Tritt gegenüber. Das war das letzte Hindernis kurz vor dem Gipfel. Zuerst noch Nebel, reißt es nach W auf, sodass ich mit etwas Sicht belohnt werde. Einige Wolkentürme sind zu sehen, so dass ich mich nicht lange aufhalte und weiter unten in der Rinne an einem gemütlichen Platz noch einmal raste, als der Himmel wieder blauer wird. Dem Haifisch kommt man bedrohlich nahe im Abstieg über den B-Klettersteig, der über die Felsstufe der Rinne führt. Wahrscheinlich wird er an Ort und Stelle langsam schmelzen, von unten hat man dennoch ein mulmiges Gefühl, obwohl er die Route des Klettersteiges eher nicht erwischen würde.

 

23.7. FR

Nina macht sich einen ruhigen Tag mit Literatur und Übungen zum Energie tanken.

Noch einmal ist ganztags Schönwetter angesagt. Daher werden noch einmal die Drusentürme angeboten, vor allem für alle, die die Tour noch nicht gemacht haben. Walter und seine beiden Töchter, die neu gekommene Ingrid, Anneliese, Diz, Gabi, Wolfi, Miren, Familie Gleißner. Brigitte, von einer Verkühlung gestreift, entschließt sich ebenfalls für diese kürzere Tour anstatt für die ursprünglich geplante Sulzfluh. Ich möchte nicht noch einmal auf die Türme und folge daher Stephan, Simon, Hari und Cilly nach, die sich über den Bilkengrat dem Schwarzhorn 2460m annähern wollen. Gut, dass sie voraus eilen, denn sie geben nicht nur, sondern entlassen viel Gas, angeführt von Stephan. An einer Wegkurve schreckt ein dabei entstehendes melodisches Geräusch (sog. „Kracher“) einen entgegenkommenden deutschen Urlauber derart auf, dass er fast vom Steig abgekommen wäre.

            Als ich am Joch ankomme, sehe ich sie gerade den markanten Turm am Südgrat erklimmen. Kurz darauf kommen sie jedoch wieder herunter, sodass ich warte. Es sind nur drei – wo ist Hari ? Sie teilen mir mit, dass es oben haariger wurde mit Haken zum Anseilen, und dass sie daher ohne Seil sicherheitshalber umgedreht sind. Wahrscheinlich sehr gescheit, denn sie erfragen auf der Tilisunahütte, dass dort oben des öfteren Leute ausgerutscht sind. Hari ist von vornherein weiter gegangen zum Ostgrat, der gut frei kletterbar ist und über den sie dann zum Gipfel gelangen, bevor sie, wie Gott sie schuf, in den wunderschönen Tobelsee hüpfen zur Reinigung und Abkühlung.

            Selbst habe ich Handtuch und für den Notfall sogar Badehose mit für den Tilisunasee. Der Anstieg bis über die Tilisunahütte ging jedoch sehr gut ohne viel Substanzverlust, und das Wetter entwickelt sich anscheinend hervorragend ohne viel Haufenwolken. Es ist 10:30 h, und bis ca. 13:00 h müsste ohne Hetzerei die Sulzfluh 2817m erreichbar sein. Diese Argumente überwiegen, und so mache ich mich doch noch auf den Weg zum ursprünglich mit Brigitte geplanten Gipfel. In 30 min bin ich wieder am faszinierenden Karstplateau mit den Platten, Spalten, Rinnen und Löchern. Der lange, recht flach ansteigende Rücken zieht sich erwartungsgemäß, bietet aber herrliche Aussicht – Wolken bleiben heute Mangelware. Dann noch im Bogen ca. 20 min zum Gipfel. Der Zeitplan passt. Neben dem riesigen Kreuz tummeln sich allerlei Bergsteiger aus verschiedenen Nationen, sogar eine Bank gibt es oben. Die Sicht ist grandios, v.a. auf die umliegenden Gebirge, die Silvretta und Bernina mit Palü, Bellavista und Piz Roseg.

            Den Tag kann man ausnützen. Daher nehme ich nicht den kürzesten Weg durch den Rachen, sondern steige durch den Gemschtobel nach Osten in die Schweiz ab, wo ideale Schotterreisen den Abstieg deutlich erleichtern. Über Wiesen mit Murmelen und zuletzt eine drahtseilgesicherte Steilstufe gelange ich auf den Rätischen Höhenweg. Neben mir schreit jemand aus der Wand oben „Achtung Seil !“ – ein Paar ist hier eine schwierige Route im besten Fels und bohrhakengesichert hinauf und jetzt beim Abseilen. Der Höhenweg zieht sich erwartungsgemäß, und zur Carschinahütte geht es leicht aufwärts. Die unter dem Gipfel bei der Abzweigung angegebenen 1 ¾ h bis hierher schaffe ich so ungefähr, jedenfalls ist diese Zeit sehr ambitioniert. Die Hütte liegt wunderbar, und es geht sich noch Radler, Kaffee und Schokokuchen aus. Um 16 h mache ich mich auf, denn fast 2h sind bis zur Lindauer Hütte übers Drusentor von hier zu rechnen. Nach dem kurzen, letzten Anstieg ist das Tor nach 30 min erreicht, und der Abstieg in moderatem Tempo, z.T. ja schon bekannt, führt mich gegen 18:00 h zur Lindauer Hütte.

            Sehr wichtig, dass sich das ausgegangen ist, denn heute haben wir Käsespätzle nach Montafoner Tradition bestellt. Und die sind spitze mit Bergkäse und Zwiebeln (Fiona war schon abgereist, daher kein Problem). Gemäß Berglegion’scher Tradition bleibt trotz mehrerer Kübel voll Spätzle nichts übrig. Diz verdrückt danach sogar noch ein Eis mit Schlag – das erledigt sein Nebenmagen für Nachspeisen, eine medizinische Besonderheit.

Nach diesem kulinarischen Highlight der Woche kehren wir wie an jedem Abend am Heimweg bei der Alm zu auf einen Verdauungsschnaps u.a. Getränke. Geschlafen haben wir gut nach diesem ereignisreichen Tag. Im Zelt bei uns – wieder zu Dritt – war es wie am Anfang sehr friedlich und ruhig.

 

24.7. SA

Für heute haben wir uns die Gemeinschaftstour auf die Geißspitze ausgemacht. Alle gehen gemeinsam die artenreichen Blumenwiesen hinauf, wo fast alles vorkommt, was im Alpengarten neben der Hütte zu sehen ist. Ein Schlaraffenland für die Kühe und Mumelen. Der Steig ist recht steil und zum Teil sehr schräg, das war am letzten Sonntag beim Regenwetter im Letten sicher unlustig. Alle freuen sich über ein Gemeinschaftsfoto von Christine, die das professionell einrichtet. Das Wetter hält noch, so dass der Großteil die Runde über den Wilden Mann zum Hätaberger Joch und die Obere Latschätzalpe zur Lindauer Hütte macht. Babsi, Nina, Walter und ich nehmen wieder den direkten Weg im Abstieg. Denn Nina und ich schauen uns nach Mittagessen auf der Hütte noch einmal genauer den interessanten Alpengarten an. Dann kommt Regen auf, aber kein Unwetter. Gut, dass alle rechtzeitig wieder da sind. Wir haben noch viel Zeit, zum Beispiel für gemütliche Spiele wie Quirl.

            Für die wichtige Abendrunde mit Planung des Zeltabbaus können wir nach dem Essen im 1. Stock den tollen Seminarraum verwenden, weil die Hütte voll ist und alle Plätze im Gastraum benötigt werden. Das ist eh ideal, denn dort ist es ruhiger und die Luft besser, und Getränke kriegen wir auch. Dann geht sich doch noch ein Watter aus unter großteils Lizenzinhabern – daher auf höchstem Niveau und mit entsprechend knappem Ausgang. Die Damen machen, soweit ich das mitbekomme, wieder ein Quirl oder ähnliches Spiel. Wo die Lautstärke deutlich höher ist, braucht man wohl nicht zu fragen. Plötzlich aufbrausende Lachstürme von nebenan lassen uns beim Watten öfters aufschrecken. Schließlich folgt noch ein Schnapsl bei der Alm und dann eine letzte Nacht im Zelt.

 

25.7. SO

Laut Wetterbericht vom Vortag müsste es am Vormittag trocken sein. Wir stehen pünktlich um 7h auf und räumen rasch unser Gepäck zusammen. Die Steilwände werden herausgeklappt und die Bänke und Aufhänger im Zelt abgebaut – noch vor dem Frühstück um halb 9 ! Mir kommt eine aufziehende dunklere Bewölkung vom Süden her eigenartig vor, und ich gehe voraus zum Platz vor der Lindauer Hütte, wo guter Empfang ist für das Wetterradar. Na super, es zieht ein Regenband mit Färbung bis violett rasch heran. Markus von der Almwirtschaft bestätigt mir das telefonisch und dass Christoph um 11 wieder kommen wird für den Abtransport. Also hol ich mir rasch ein Frühstück und sause zu den Zelten, um alles Gepäck mit der Plastikplane abzudecken bzw. Gegenstände ins Zelt zu tun, die nicht unbedingt nass werden sollen. Mein Frühstück wird inzwischen von den Damen (Elisabeth, Brigitte, Anneliese und Co.) verteidigt, bis ich eintreffe (Danke an alle !). Inzwischen waschelt’s, und es ist klar, dass die Zelte nass abgebaut werden müssen.

            Wir haben wenigstens Glück, dass der Regen wieder aufhört, sodass alles trocken verladen werden kann. Auch das Stroh geht trocken wieder in den Stall zurück – ca. 7 große Traktorschaufeln voll. Christine, Cilly, Hari und Simon sind mit Gaudi dabei, und ich kann das noch photographisch festhalten.

Als letzten Akt bei der Alm kaufen wir noch alle Surakäs und Almkäs sowie Butter, was alles für uns hergebracht wird, genau nach Liste. Herrliche Produkte.

Christine und Cilly fahren zweimal mit den Autos, um alle hinunterzubringen. Seit 11 Uhr ist Sepp bereits da, als wir um 12 h wieder den Laster beladen bzw. einiges Gepäck bereits in die PKWs laden, die durch die Nachkommenden reichlich vorhanden sind. In Tschagguns neben der Kirche kehren wir auf einen Kaffee im Restaurant Dimi’s (Dimitrios Liontos, ein typischer Vorarlberger) ein, wo eine gepolsterte Bank im Freien dazu einlädt. Kaum zu glauben, die Sonne kommt heraus. Die Heimfahrt führt uns noch zu Walter, wo wir unter Dach die Zelte aufhängen zum Trocknen. Gerda hat Kaffee und Kuchen bereitet (!), sodass es locker von statten geht. Zwei Tage später kommen Miren, Hari und Cilly wieder vorbei und verpacken mit Walter die trockenen Zelte – danke !

 

Mein Eindruck war, dass die schöne unfallfreie Woche allen sehr gut gefallen hat. Fotos sollten noch ausreichend kommen und verteilt werden.

 

Auf viele schöne Lager,

 

Euer Markus